Unterstützte Kommunikation

Auch Kinder, die nicht oder schwer verständlich sprechen, haben etwas zu sagen und werden bei uns in den Unterricht oder den Schulalltag mit einbezogen.

UK Stepbystep
Eine Schülerin erzählt von ihren Erlebnissen vom Wochenende

Valentina drückt auf ihren Step-by-Step: „Hallo U5! Ich bin noch ganz müde. Soll ich euch mal erzählen warum?“ („…“) „Es ist doch EM und gestern hat Deutschland gespielt. Wisst ihr noch gegen wen?“ („…“) „Genau, gegen … und wisst ihr auch wer gewonnen hat?“ („…“) „Genau, Deutschland! Und jetzt könnt ihr euch auch denken, warum ich nicht einschlafen konnte oder?“, („…“) „Nach dem Spiel haben sich alle so gefreut, dass sie ganz lange mit hupenden Autos bei uns vorbei gefahren sind…“ Die MitschülerInnen verfolgen interessiert ihrer Erzählung, hören ihr aufmerksam zu und antworten ihr.

Valentina kann nicht alleine sprechen. Sie benutzt einen Step-by-Step, ein Sprachausgabegerät. Ihre Eltern haben etwas darauf gesprochen, was Valentina per Knopfdruck Schritt für Schritt wiedergibt. Auf diese Weise erzählt sie von sich und kommt mit ihren MitschülerInnen über ein aktuelles Ereignis ins Gespräch. Sie genießt es, im Mittelpunkt zu stehen und die Reaktionen der anderen auf ihre Äußerungen zu erfahren. Ohne den Step-by-Step hätte Valentina nur stumm dabei gestanden und wir hätten gerätselt, was sie wohl gestern erlebt hat.

Ansgar kam in die Schule, mit Hörgerät und völlig in sich gekehrt. Er reagierte fast gar nicht auf uns, wenn wir ihn ansprachen. Zunächst dachten wir, die Batterien der Hörgeräte seien leer oder er sei vielleicht ein bisschen scheu oder stur?

Inzwischen ist Ansgar nicht mehr zu bremsen, wenn es darum geht, z.B. vom Wochenende zu erzählen. Er sucht sich Bilder von Aktivitäten aus dem Kommunikationsbuch, klettet sie auf den Buchdeckel und erzählt uns mit Hilfe von Gebärden und durch Zeigen auf die Bilder, was er am Wochenende erlebt hat.

UK Erzählbuch
„Guck mal, was ich alles erlebt habe!“ Ein Schüler berichtet von seinen Erlebnissen

Eigentlich ist Ansgar nämlich immer schon sehr kommunikativ gewesen. Er hatte nur keine Möglichkeiten und keine Anlässe gesehen, uns etwas mitzuteilen, so dass wir ihn hätten verstehen können. Aber dann hat er sehr viele Gebärden gelernt und verstanden, dass man mit Bildern etwas sagen kann.

Sina ist ein Mädchen mit Autismus-Spektrum-Störung. Sie spricht nicht und war anfangs sehr ungehalten, wenn sie ihren für uns nicht immer erkennbaren Willen nicht bekam oder sie mit unvorhersehbaren Ereignissen „überrumpelt“ wurde.

UK Stundenplan
Erstellung eines bebilderten Stundenplanes

Heute ist Sina schon deutlich ruhiger, denn sie weiß, was sie am Tag erwartet. Sie liest morgens auf ihrem bebilderten Stundenplan mit Fotos von den Mahlzeiten, Lern- und Entspannungssituationen ab, was sie am Tag erwartet. Mit Hilfe von Fotos kann sie inzwischen auch schon Freizeitaktivitäten und MitschülerInnen auswählen, die mit ihr daran teilhaben sollen.

Wir finden für alle SchülerInnen, die nicht oder schwer verständlich sprechen, einen individuellen Weg, wie wie sie sich effektiver mitteilen können: mit Hilfe von einfachen Sprachausgabegeräten, die von anderen besprochen werden (Step-by-Step, GoTalk, iPad etc.), mit Gebärden, Fotos, Piktogrammen, Gegenständen und/oder Kommunikationstafeln und –büchern, … je nach kognitiven, motorischen und sozialen Voraussetzungen. Es gibt sogar komplexe Talker (Sprachausgabegeräte), mit deren Hilfe die SchülerInnen selbst Wörter oder Sätze produzieren, indem sie gelernte Bildtastenkombinationen drücken.

UK AlphaTalker
Ein Schüler mit seinem Talker. Mit ihm ist er in der Lage, auch komplexere Äußerungen zu bilden und zu kommunizieren

An unserer Schule benötigen ca. 30 % der Schüler und Schülerinnen eine solche Unterstützung.

„Unterstützte Kommunkation“ (=UK) ist also ein zentraler Förderbereich unserer Schule, der immer aktuell noch weiterentwickelt wird. Dazu steht entsprechend ausgebildeten Fachkräften ein Extra-Stundenkontingent von derzeit 5 Stunden zur Verfügung. Diese versorgen die SchülerInnen in Absprache mit den Eltern, KlassenlehrerInnen und SprachtherapeutInnen mit Kommunikationshilfen, halten Kontakt mit den Krankenkassen, Ärzten, Therapeuten und Hilfsmittelfirmen, beraten die KollegInnen zum Einsatz der Hilfsmittel im Unterricht, stellen Kommunikationshilfen selbst her, schaffen Übungsmaterial und -Medien an und schulen das Kollegium, sporadisch auch interessierte Eltern, in Gebärdensprache.

Der Einsatz der Kommunikationshilfen wird fächerübergreifend und auch außerhalb des Unterrichts im Alltag geübt. Denn „Unterstützte Kommunikation“ ist kein Unterrichtsfach. „Unterstützte Kommunikation“ sollte durchgängiges Unterrichtsprinzip sein und auch über den Unterricht und die Schule hinaus, wann immer es möglich ist, stattfinden!

Die SchülerInnen können dadurch befähigt werden, sich verschiedenen Menschen in unterschiedlichen Situationen deutlich mitzuteilen. So können sie aktiv am Unterricht und dem sozialen Leben in der Schule und darüber hinaus teilnehmen.